Shibari & Shibantra Sessions

Risiken & Sicherheit


RACK (risk aware consentual kink)

Dies ist ein Akronym, welches auf deutsch übersetzt soviel wie „Risikobewusster einvernehmlicher Kink“ heisst, das von einigen Mitgliedern der BDSM-Community verwendet wird, um eine philosophische Sichtweise zu beschreiben, die bestimmte riskante sexuelle Verhaltensweisen im Allgemeinen zulässt, solange die Teilnehmer sich der Risiken voll bewusst sind.

Im Bezug auf eine Fesselsession heisst dies, dass wir über die möglichen Risiken informiert sind und nach bestem Wissen und Gewissen handeln, und die Risiken so gering wie möglich zu halten.

 

Voraussetzung für eine Session ist also,

dass du über die Risiken und deren Minimierung informiert

und bereit dazu bist, bewusst diese Risiken einzugehen. 

 

Im Folgenden informiere ich dich über die Risiken beim Fesseln, weise aber darauf hin, dass diese Aufzählung nicht abschliessend ist. 

 

Was für verantwortungsvolle Menschen selbstverständlich ist...

  • Schwangere, Minderjährige, psychisch schwerkranke Menschen, Epileptiker, Menschen unter dem Einfluss von Drogen-, Alkohol, starkem Stress, (Nerven-) Verletzungen oder Schmerzen dürfen nicht gefesselt werden. Genauso verhält es sich mit Menschen, die nicht gefesselt werden wollen.
  • Die gefesselte Person darf nicht alleine gelassen werden.
  • Ein geeigneter Notöffner (z.B. Verbandschere oder Sicherheitsmesser) muss immer griffbereit sein.
  • Eine gefesselte Person hat oft keine Möglichkeit, sich bei einem Sturz abzufangen (gestolpert, Kreislaufschwierigkeiten, Gleichgewicht verloren, etc…). Daher sollte eine gefesselte Person niemals ohne Sicherungsseil stehen.
  • Nicht jeder Körper ist für jede Fesselung geeignet. Manche Fesselungen sind bei bestimmten Körpertypen oder Einschränkungen überhaupt nicht machbar.
  • Wir fesseln nur mit geeigneten Materialien.

 

Bitte teile mir mit, wenn einer der folgenden Punkte auf dich zutrifft:

  • Erkrankungen des Gefäßsystems (z.B. Diabetes, Krampfadern, niedriger Blutdruck…)
  • Erkrankungen des Atemapparates (z.B. Asthma)
  • Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates (z.B. Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenke, Knochen)
  • Aktuelle Verletzungen (z.B. an der Haut)
  • Vorliegen psychischer Traumata im Kontext der Wehr- und Hilfslosigkeit/ Ängste   

 

Womit wir rechnen müssen

 

Das Fesseln mit Seilen gehört zu den extremeren „Sportarten“ und geht daher oft einher mit kleineren Blessuren, die je nach Grad der Fesselung mal kaum sichtbar bis hin zu wochenlangen Andenken auf der Haut reichen können. Dies ist allerdings stark von der jeweiligen Person, bzw. deren Hautbeschaffenheit, körperlichen Eigenarten und der Art der Fesselung abhängig.

 

Zu den „normalen“ körperlichen Spuren nach einer Fesselsession gehören:

  • Seilabdrücke (Ropemarks) - Verschwinden nach ein paar Stunden.
  • gerötete Haut durch Reibung (seltener durch eine Allergie auf bestimmte Seile) oder leichte Hautabschürfungen 
  • leichte Hämatome (Blutergüsse) oder blaue Flecken bei Hängungen oder Zug. 

Zu den weniger schönen, aber durchaus vorkommenden Erscheinungen (hauptsächlich bei Hängungen oder Fesselungen mit starkem Zug) gehören:

  • eingeschlafene Gliedmaßen, insbesondere Hände, Arme und Füße
  • eingeklemmte Haut oder Seilverbrennungen durch die Reibung der Seile
  • Druckstellen oder starke Hämatome (recht selten. Eigentlich nur bei Hängungen)
  • Leichte Panikattacken bei bestimmten Personen, die dazu neigen
  • Kreislaufprobleme (bei heißem Wetter, psychischer Vorbelastung, Stress...)
  • Blutstau, verfärbte Gliedmaßen
  • Nervenverletzungen (anhaltendes Taubheitsgefühl auf der Haut, Fallhand, Fallfuß, siehe unten)
  • Schmerzen

 

Einschlafende Gliedmaßen

 

In einer Fesselung können Gliedmaßen einschlafen. Das kann entweder durch eine ungewohnte Körperhaltung passieren, z.B. wenn die Arme über dem Kopf gefesselt sind. Das Einschlafen der Hände muss nicht zwangsläufig immer an den Seilen und deren Druck liegen, sonder kann auch einfach durch die Körperhaltung bedingt sein: Durch die ungewohnte Position (z.B. Arme nach oben gestreckt) verklemmen sich Nerven (z.B. in der Schulter) und so kann ein Kribbeln in den Händen entstehen. Hier kann durch ein Wechsel der Körperhaltung das Problem leicht behoben werden.

 

 

Nerven beim Bondage   

 

Zu den häufigsten Gefahrenquellen gehören Druckschädigungen und Überreizungen an Nerven. Nerven durchziehen unseren ganzen Körper und mit einem soliden Grundwissen kann man das Risiko etwaiger Schädigungen minimieren. 
Allgemein kommt es bei abgedrückten oder überreizten Nerven zu Taubheitsgefühlen oder der Gefesselte empfindet ein Kribbeln in den betreffenden Regionen. Geschädigte Nerven können von kurzzeitigen Beeinträchtigungen, Lähmungen und Gefühllosigkeit bis hin zu langwierigen, ärztlich zu behandelten Krankheitsbildern führen. Diese äußern sich z.B. durch vorübergehende oder dauerhafte Taub- oder Mißempfindungen bis hin zu o.g. Lähmungserscheinungen.  Man spricht hier von kurzzeitigen Druckschädigungen, von mittelfristigen Schädigungen wie etwa den Verlust der Funktionstüchtigkeit (Neuropraxie) und dauerhaften, bleibenden Verletzungen (Neurotemsis).  Achtung: Nicht immer kündigen sich Schäden durch Signale an! In nicht wenigen Fällen bemerkt man erst im Nachhinein, dass ein Nerv in Mitleidenschaft gezogen wurde!

 

 

Wie wir uns vorbereiten

  • Wir fesseln nur, wenn wir uns fit fühlen und nüchtern sind
  • Eine Verbandschere für den Notfall liegt bereit
  • Persönliche Medikamente (z.B. Asthmaspray) sind in Griffnähe
  • Etwas Süsses und Wasser steht im Raum
  • In einem Vorgespräch klären wir alle Details für die Session (Setting, Kommunikation, Gesundheitszustand, Art der Fesselungen, Vokabular, Limits und Tabus)